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Fake Work: Wieso wir ständig überarbeitet sind, aber wenig schaffen

Dieser Artikel erschien zuerst bei STRIVE Magazine, am 25. Juni 2024


Hunderte To Dos, immer mehr unter Strom, aber effektiv immer weniger produktiv: Dieses Problem nennt Führungskräfte-Coach Karin Lausch "Fake Work". Warum es uns alle angeht und was dagegen hilft, erklärt sie in ihrem STRIVE-Gastbeitrag.





Beschäftigt zu sein, ist in unserer Gesellschaft zum Statussymbol geworden. Immerhin gibt es ständig was zu tun. Doch während wir immer mehr To Dos haben, kriegen wir immer weniger auf die Kette – und das hat dramatische Auswirkungen auf unsere mentale Gesundheit und unsere Wirtschaft.

 

Folgt man aktuellen Studien, sehen sich 61 Prozent der Arbeitnehmenden gefährdet, an ihrer Überlastung zu erkranken. Ebenso viele Führungskräfte fühlen sich bereits erschöpft. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, werden wir trotz all unserer Überstunden und Termine nicht produktiver: Unsere Wirtschaftsleistung schrumpft laut ifo-Institut sogar. Nachhaltigkeit sieht anders aus. Denn eine Gesellschaft, die immer mehr tut, aber immer weniger erreicht, kollabiert irgendwann


Wir haben uns ein Schloss aus Fake Work geschaffen


Bisher haben wir wenig Antworten auf diesen Zustand. Entweder der Fachkräftemangel sei schuld, oder die junge Generation, die einfach nicht so richtig anpacken wolle. Doch fehlende Fachkräfte müssten sich durch neue Technologien ausgleichen lassen und wer der jungen Generation zuhört, versteht, dass sie nicht einfach nicht arbeiten will, sondern nur nicht so. 

 

Mehr Arbeitskraft wird unser Problem also nicht lösen, denn das sitzt viel tiefer und die Behebung wird weh tun. Wir haben uns ein Schloss aus Fake Work geschaffen, dessen Kosten uns langsam, aber sicher über den Kopf wachsen.  


Fake Work dient der Systembefriedigung, nicht der Wertschöpfung


Fake Work ist die Art von Arbeit, die zwar der Systembefriedigung dient, jedoch nicht der Wertschöpfung. Wir sitzen in Meetings, die niemand braucht, arbeiten uns an Prozessen ab, die unsinnig sind oder erstellen Präsentationen, die keine:r liest. Wir verkomplizieren und bürokratisieren ohne Sinn und Verstand. Ein „Mehr“ davon kann nicht die Lösung sein, denn das, was wir tun, hat uns hierhergebracht. Ich möchte mir nicht ausmalen, wo uns noch „mehr“ davon hinführen würde.

 

Was uns jetzt helfen kann, ist ein radikales Umdenken in unserer Art zu arbeiten, und zwar mit vier Schritten:


1. Das Gefühl von Sicherheit macht uns mutig 


Um Gewohnheitsrechte und Altlasten in unserer Arbeit mutig infrage stellen zu können, müssen wir uns psychologisch sicher fühlen, also keine Angst vor zwischenmenschlichen Konsequenzen haben. Kurz gesagt: Wir kämpfen gemeinsam um die Sache, nicht gegeneinander. So ein Umfeld ist die Voraussetzung für alles andere.


2. Kritisches Denken können wir trainieren wie einen Muskel 


Es ist nicht einfach, den Status quo zu hinterfragen, wenn wir es nicht gewohnt sind. Dafür können wir es gemeinsam üben. Regelmäßige Retrospektiven, in denen wir uns gemeinsam fragen, was gut läuft, womit wir Zeit verschwenden, oder womit wir dingend aufhören sollten, sind eine gute Routine, um Critical Thinking in unseren Alltag zu integrieren.


3. Nichts ist selbstverständlich 


Wenn kritisches Denken ein Teil unserer Arbeit wird, dann ist nichts mehr in Stein gemeißelt. Wir können unsere liebgewonnenen Prozesse im Team spielerisch mal so richtig auf die Probe stellen und alles daran kritisieren, was uns gemeinsam einfällt. So kommen wir auf immer neue Ideen, was sich ändern muss, und in einen Prozess der kontinuierlichen Verbesserung.


4. Unsere Aufgabe ist es, unsere Aufgaben abzuschaffen


So hart es klingen mag, aber was wir heute tun, sollten wir morgen lassen. Viele Menschen versuchen bei der Arbeit mit aller Macht ihre Aufgaben zu erhalten, um ihren Job zu sichern. Doch die Wahrheit ist: Damit schießen sie sich selbst ins Aus. Nur wer sich weiterentwickelt und in der Lage ist sich selbst immer wieder abzuschaffen, wird auch morgen noch sinnvolle Aufgaben haben.

 

Fake Work kritisch zu hinterfragen und radikal abzuschaffen, entlastet uns und schafft neuen Raum für echte Wertschöpfung.

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